Am Abend des 23. Mai 2018 fand im Moot Court der Bucerius Law School die Veranstaltung zum Sinn des künstlerischen Denkens für den (juristischen) Alltag statt. Zu Gast waren der renommierte Pianist und Professor für Klavier, Professor Hans-Peter-Stenzel, sowie seine Meisterschülerin Annique Göttler.
Nach einer kurzen Einführung durch die Studentin Katharina Graf begann Stenzel den Abend mit einer Anekdote über ein Erlebnis, welches für ihn mit Hamburg zusammenhänge. Im Rahmen dieser Erzählung wurde erkennbar, dass verschiedene Personen häufig die gleiche Situation komplett unterschiedlich wahrnehmen. So würde, laut Stenzl, der Sinn für die allgemeine Auslegung von Regelwerken, und die die differenzierende Interpretation von diesen und der Realität, deutlich werden.
Anschließend begann der musikalische Teil des Abends mit einer Interpretation des 1. Satzes aus Mozarts Sonate in A-Moll durch Göttler. Durch eine wiederholte Analyse verschiedener Stellen des Stückes zeigte Stenzel eindrücklich, wie wichtig eine gleichmäßige Ausführung von Tätigkeiten sei. Auch unterstrich er in seinen Ausführungen, wie wichtig scheinbar unbedeutende Grundbedingungen wie die Körperhaltung für den Erfolg verschiedener Unternehmungen seien. Im Rahmen einer Frage über die durch das Stück vermittelte Atmosphäre erschloss sich zudem, inwieweit die gleiche Situation durch verschiedene Personen auf andere Art und Weise wahrgenommen und interpretiert wird.
Am Beispiel von Chopins Etüden wurde anschließend die allgemeingültige Weisheit, dass sich der Erfolg auch bei viel Talent nicht ohne Arbeit einstellen könne, von Stenzl herausgearbeitet. Weiterhin machte Stenzl deutlich, inwieweit es für das spätere Abrufen einer Information – sowohl im Rahmen von Musik oder der Rechtswissenschaft, aber auch im täglichen Leben – wichtig sei, neuronale Verknüpfungen zu schaffen.
Nach diesem vielseitigen und vielschichtigen Vortrag beantworteten die Gäste noch ausführlich Fragen des Publikums, die später bei Brezeln und Wein noch vertieft wurden.