Auf der Suche nach dem Sweet Spot - 4 Fragen an Kai Jacob

Den Punkt zu finden, an dem die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine so effizient wie möglich abläuft, ist die große Kunst im digitalen Wandel, meint Kai Jacob. Dazu müssen Experten aus IT- und Rechtsabteilung zusammenarbeiten.

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Frage: Weshalb beschäftigen Sie sich mit dem Thema "Digitalisierung und Automatisierung in der Rechtsabteilung"?
Jacob: Digitalisierung wird zukünftig sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche bestimmen, daher müssen wir uns diesem Thema stellen. Wer jemals "Tomorrow’s Lawyers" oder "Exponential Organizations" gelesen hat, versteht, wie rasch sich Änderungen vollziehen und wie tief sie greifen. Mit kleinen Anpassungen und Verbesserungen hier und da ist es nicht mehr getan. Vielmehr müssen wir das gesamte Spektrum unserer Tätigkeiten betrachten und fragen, was wir exponentiell besser, schneller und kostengünstiger machen können.

Frage: Warum brauchen Wirtschaftsjuristen mehr Technologie?
Jacob: Die Arbeit unserer gut ausgebildeten Juristen muss zunächst in ihre Bestandteile zerlegt und dann muss entschieden werden, wer (Mensch oder Maschine) welchen Teil am effektivsten und effizientesten abdecken  kann. Die Stanford University rechnet damit, dass bis 2020 ca. 45 Prozent der "juristischen" Stellen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung wegfallen werden. Die Herausforderung besteht darin, diesen technologischen Wandel anzunehmen und zum eigenen Vorteil zu nutzen, statt ihm zum Opfer zu fallen.

Frage: Gibt es Grenzen dieser Industrialisierung?
Jacob: Die Grenze liegt dort, wo die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in einem optimalen Verhältnis steht – doch das ändert sich ständig. Zwei Faktoren sind entscheidend: Zum einen, wie der Mensch mit der Informationsflut umgeht und zum anderen das sogenannte Moore’sche Gesetz, wonach sich die Computerleistung ca. alle zwei Jahre verdoppelt.

Frage: Wie sieht der Rechtsberatungsmarkt in zehn Jahren aus?
Jacob: Der Rechtsberatungsmarkt wird sich ändern, das ist gewiss. Offen ist, ob der Wandel disruptiv sein wird, sodass nur die Bestangepassten überleben werden, oder schleichend, sodass auch Nichtangepasste sich (langsam) anpassen können. In jedem Fall werden juristische Experten gefragt sein, die als "Legal Information Manager" den Weg der Digitalisierung begleiten. Denn noch sehen wir zu oft eine Lücke zwischen Experten der Rechtsabteilung und der IT Abteilung - diese zu schließen ist die Aufgabe unserer LEX (Legal EXcellence) Initiative bei SAP.

Kai Jacob ist Global Vice President bei SAP und Dozent der 5. Herbsttagung des Bucerius Center on the Legal Profession.

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Das Interview führte Pia Lorenz, LTO.

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