„Diese Geschichte ist ein Paradebeispiel, wie man es in der beruflichen Zukunft auf keinen Fall machen sollte.“ So leitete Journalist und Buchautor Michael Seufert, der als Stern-Redakteur maßgeblich an der journalistischen Aufklärung des Skandals um die Hitler Tagebücher beteiligt war, seine Geschichte ein.
Einige Studierende hatten am 3. Dezember 2014 im Rahmen der beliebten Veranstaltung „Talk bei TaylorWessing“, die Gelegenheit, die Wahrheit über den Stern-Skandal aus erster Hand zu hören. Die Veranstaltung fand wie sonst auch in den Räumen der Kanzlei TaylorWessing in Hamburg statt und wurde organisiert und moderiert von Maja Stadler-Euler, ehemalige Politikerin und Partnerin der Kanzlei.
Seufert kritisierte gleich zu Anfang seiner Darstellung, dass die üblichen journalistischen Standards für das Projekt nicht galten, dass alles streng geheim war und viele der Beteiligten von Geld, Macht und Gier getrieben wurden. Vor allem die Initiatoren des Projekts, Stern-Journalist Gerd Heidemann und Thomas Walde, Leiter des Zeitgeschichte-Ressorts des Sterns, seien von der Idee, an die Hitler-Tagebücher zu gelangen und sie zu veröffentlichen, so fasziniert gewesen, dass sie alle Warnzeichen, die schon von Anfang an auf eine Fälschung hindeuteten, ignorierten.
Der Stern investierte 9,3 Millionen in das Projekt, veranstaltete am 25. April 1983 eine große Pressekonferenz und veröffentlichte trotz alle Bedenken und Gutachten zwei der Tagebücher.
Seufert zufolge zerstörte diese Geschichte das Renommee des Sterns nachhaltig, die Zeitschrift sei auch heute noch nicht mehr das, was sie einmal war.