Zum Tarifplanspiel im Allgemeinen
Bei dem Tarifplanspiel simulieren die Studierenden des Arbeitsrechtschwerpunkts der Bucerius Law School eine fiktive Tarifrunde des Genossenschaftlichen Großhandels NRW. Dabei kriegt jede*r Studierende eine feste Rolle auf Gewerkschafts- oder Arbeitgeberseite zugelost, die mit individuellen, den anderen Mitspielerinnen verborgenen Interessen einhergeht. Beide Parteien erhalten eine*n feste*n Spielleiter*in als Coach zugeordnet.
Ein*e weitere*r Spielleiter*in kümmert sich um die Simulation der Öffentlichkeit, die Presse und entscheidet über sonstige externe Einflüsse (Auswirkungen von Arbeitskampftaktiken, unerwartete Wendungen wie z.B. Abschlüsse anderer Branchen). Auch können Verhandlungsführer*innen interviewt werden und daraus später Pressemeldungen verfasst werden.
Die drei Spielleiter*innen Judith Röder, Dr. Wolfram Konertz und Dr. Philip Merten veranstalten das Tarifplanspiel an der BLS schon zum dritten Mal. Röder ist Geschäftsführerin für Arbeits- und Sozialpolitik sowie Tarifpolitik bei Der Mittelstandsverbund – ZGV e.V. Dr. Merten ist der Bereichsleiter Personalwesen bei der Rewe Group. Dr. Konertz war Leiter der AGA Tarifkommission.
Das Tarifplanspiel 2022
Das Tarifplanspiel 2022 begann am Donnerstagnachmittag um 16:30 Uhr. Zu Beginn wurden die Teilnehmerinnen in das Tarifplanspiel eingeführt. Neun Schwerpunktteilnehmerinnen waren dabei dem Arbeitgeberverband zugeteilt, während zwölf der Gewerkschaft zugeteilt wurden. Da alle schon die relevanten Infos vorab per Mail bekommen hatten, begann direkt die Vorbereitung auf die erste Verhandlungsrunde.
Das bedeutete für die Gewerkschaftsseite, sich auf Forderungen zu einigen. Schon hier taten sich die ersten Probleme auf: Was für Forderungen sind realistisch? Fordert man mehr oder will man eine mögliche gute Beziehung zu seinem Arbeitgeber behalten? Am nächsten Morgen begann um 09:00 Uhr die erste Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft, die ihre Forderungen präsentierte und begründete.
Sodann stand die entrüstete Arbeitgeberseite auf und zog sich zur internen Beratung zurück. Nachdem das erste Angebot der Arbeitgeber dann gegen 11:00 Uhr gestellt wurde und die Vorstellungen der beiden Seiten sehr weit auseinanderlagen, wurde sich auf die zweite Verhandlungsrunde vorbereitet, in der man hoffte, vielleicht einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Es kam zu Streiks
In der Zeit hielt die Gewerkschaft einen Warnstreik ab, um die Arbeitgeberseite unter Druck zu setzen. Dieser Warnstreik blieb leider wirkungslos. Nachdem das zweite Angebot der Arbeitgeberseite aus Gewerkschaftssicht immer noch inakzeptabel war, streikte sie gegen 15 Uhr nochmals. Diesmal effektiv. Nachdem die Arbeitgeberseite bereit war, ihr Angebot anzupassen, verhandelten die Studierenden bis 20 Uhr und schlossen nach einem Tag mit emotionalen Höhen und Tiefen einen Tarifvertrag ab.
Der Schwerpunkt dankt Röder, Merten und Konertz für diese wertvollen Einblicke sehr herzlich.