Umweltpsychologie, Resilienz und Krisenzeiten

Am 17.11.2021 diskutierten Prof. Dr. Gerhard Reese und Larissa Bahmer moderiert von Dr. Jasper Finke Möglichkeiten der Klimakrise entgegenzuwirken

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Umweltpsychologie, Resilienz und Krisenzeiten

Gäste aus Psychologie und dem Bundesministerium der Justiz zu Gast im Studium Generale

Im Rahmen der letzten Veranstaltung der Ringvorlesung zum Thema Klimawandel ging es um die Möglichkeiten der Menschen dem Klimawandel entgegenzuwirken. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Studium generale und dem Green Office mit Unterstützung der Initiative on Energy Law and Policy.

Anwesend waren Prof. Dr. Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau und Larissa Bahmer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Öffentliches Recht III. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Jasper Finke, Referent im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz sowie Privatdozent an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

 

Prof. Dr. Gerhard Reese zum Stand der Gesellschaft und umweltpsychologischen Aspekten

Im ersten Vortrag ging Reese auf die Aufgeklärtheit der Gesellschaft ein. Trotzdem werde nicht gehandelt. Umfragen zeigen, dass der Großteil der Menschen über die Klimakrise Bescheid wisse und auch über die Folgen informiert sei. Das Ziel seiner Arbeit sei es nun herauszufinden, warum es uns so schwerfällt, Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen.

Die umweltpsychologischen Aspekte beinhalten dabei neben der Interaktion von Mensch und Natur auch die Wahrnehmung von Umweltproblemen sowie die psychischen Folgen durch die Umweltbelastung. Außerdem müsse herausgefunden werden, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, um die Menschen zu umweltverträglichem Handeln zu bewegen.

Seiner Ansicht nach seien die Konsequenzen des Klimawandels für viele Menschen zu weit weg und damit ungreifbar. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des eigenen individuellen Handelns kaum sichtbar seien. Weiterhin führe die Macht sozialer Normen dazu, Menschen glauben zu lassen, ihr Handeln allein bringe keinen erheblichen Mehrwert. Dennoch seien zunehmend auch emotionale Reaktionen auf Veränderung zu bemerken.

 

Kritik an Wirtschaft und Politik

Kritik übt Reese insbesondere an der Macht der Werbung. Durch die „Konsumbelohnung“ seitens der Wirtschaft und Politik werde umweltgerechtes Handeln erschwert. Außerdem könnten sogar Begrifflichkeiten unsere Wahrnehmung der Krise beeinflussen. Unter dem Punkt „irreführende Narrative“ fasste er Begrifflichkeiten zusammen, welche das Empfinden bezüglich der Klimakrise abschwächen würde und verfälsche. Ein Beispiel sei die Verbreitung der Bezeichnung „Klimawandel“ anstelle des Begriffs „Klimakrise“.

 



 

Aussicht auf Erfolg bei kollektiven Lösungsstrategien?

Die größten Erfolgschancen die Menschen zum Handeln zu bewegen, misst Reese daher kollektiven Ansätzen bei. Eine Studie zeigt, dass je höher die globale Identifikation der Menschen ist, desto größer auch die Bereitschaft der Menschen ist, umweltbewusst und nachhaltig zu handeln.

 

Ein juristischer Blick auf den Klimaschutz

Bahmer nimmt im juristischen Bereich ähnliche Probleme wahr. Es gebe zwar Gesetze, die den Klimaschutz fördern sollen, sie seien aber zu ineffektiv. Zudem gäbe es auch Gesetze, die klimaschädliches Verhalten unterstützen würden. Auch aufgrund der großen Hemmung des Bundesverfassungsgerichts, seien Klimaklagen in Deutschland wenig erfolgsversprechend. Das Bundesverfassungsgesetz könne das politische Versagen laut Bahmer ohnehin nicht heilen.

 

Diskussion zur Umsetzung eines konsequenteren Klimaschutzes

In der anschließenden Diskussion kam das Thema verhaltenslenkender Einschränkungen wie das sog. „Nudging“ auf. Hierbei wird durch Veränderungen in der Entscheidungssituation versucht gewünschtes Verhalten anzustoßen. Kritisiert wurde dies in der Hinsicht, dass das Recht prinzipiell die Freiheit schützen und fördern, nicht einschränken soll. Diese Kritik konnte Reese mit Verweis auf alltägliche Verhaltenslenkungen nicht nachvollziehen.

Einig waren sich Bahmer und Reese jedoch beim Thema Justiz. Hier könne sich noch Vieles verbessern, um für konsequenten Klimaschutz zu sorgen. Grundsätzlich halten beide auch lenkendes Verhalten in diesem Zusammenhang für vertretbar. Bestärkt wird dies durch Studien, die zeigen, dass sich viele Menschen stärkere Vorgaben für mehr Klimaschutz wünschen würden.

 

Gelungener Abschluss einer interessanten Veranstaltungsreihe

Mit diesem aufschlussreichen Einblick in die menschlichen Verhaltensmuster schloss die öffentliche sechsteilige Reihe zur Klimakrise. Sie spannte den Bogen von naturwissenschaftlichen Aspekten, wie der Biodiversität, über politisch-ökonomische Betrachtungen bis hin zu Auswirkungen unseres Handels auf die Umwelt.

Text

Pola Deus

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