Trumps Einreisedekret, der Flüchtlingsdeal der EU mit der Türkei, die Forderung der CSU nach Obergrenzen – nur wenige Themen bewegen die Öffentlichkeit in diesen Tagen so stark wie das Thema Flüchtlinge.
Doch natürlich ist dies kein neues Phänomen: Auch früher schon sorgten Migrationsströme für öffentliche Debatten und internationale Zwischenfälle, gerade auch, wenn die Reise der Geflüchteten über das Meer führte und sie sich somit in internationalen Gewässern aufhielten.Darüber sprach auch Dr. Itamar Mann, Menschenrechtsexperte und Professor an der Universität von Haifa, bei der Buchvorstellung seiner Publikation „Humanity at Sea. Maritime Migration and the Foundation of International Law“, die auf Initiative des Bucerius Alumni Group on Public International and European Law und Professor Dr. Mehrdad Payandeh stattfand.
Im Laufe seines Vortrags stellte Mann die These auf, dass Geflüchtete gerade kein „Symbol der Rechtelosigkeit“ seien, wie Hannah Arendt dies in ihrem Essay „Wir Flüchtlinge“ statuieren würde. Anhand von einigen historischen Beispielen illustrierte Mann, wie Geflüchtete ihr Schicksal und ihre Rechte selbst in die Hand nehmen würden.
Als erstes Beispiel führte er die Geschichte der „Exodus“ auf, die 1947 mehr als 4000 jüdische Zionisten nach Palästina bringen sollte, aber von den Briten wieder zur Umkehr gezwungen wurde und die Geflüchteten nach Hamburg zurückbringen musste. Das Schiff wurde zum Symbol für den Überlebenswillen des jüdischen Volkes, als mit der Gründung des Staates Israels aus den heimatlosen Juden israelische Staatsbürger wurden. Auch der Kampfgeist der boatpeople nach dem Vietnamkrieg sei ein gutes Beispiel dafür, dass unter den Betroffenen manchmal Flucht auch mit Freiheitskampf assoziiert werde.
Mann beendete seinen Vortrag mit einem Überblick über die menschenrechtlichen Auswirkungen einer Flucht übers Meer: Gerade in diesen Extremsituationen, in denen sich Flüchtlinge auf Hoher See befinden, werden Menschenrechte laut Mann zu etwas Greifbarem. Denn Menschenrechte würden häufig nicht als „echte Rechte“ wahrgenommen, weil sie mit keinen erzwingbaren Pflichten einhergehen. Indem die Geflüchteten jedoch auf ihrer Reise große Gefahren auf sich nehmen würden, wandele sich „ihr Recht auf Papier in durchsetzbares Recht“ um.
Bei Bretzeln und Wein bot sich den Zuhörern im Anschluss an den Vortrag noch die Gelegenheit, mit Dr. Mann ins Gespräch zu kommen.