Unternehmergespräch: "Volle Kraft voraus!"

Rolf Habben Jansen erzählt beim Unternehmergespräch über seinen Lebensweg und die Zukunft von Hapag-Lloyd

Wer hat den größeren Hafen - Hamburg oder Rotterdam? Darum liefern sich beide Städte ein jahrzehntealtes Wettrennen. Rolf Habben Jansens Heimathafen liegt jedenfalls in der Stadt am Rhein-Maas-Delta, wo der heutige Vorsitzender des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG zunächst sein Wirtschaftsstudium an der Erasmus-Universität Rotterdam absolvierte. Wie er in die Stadt an der Elbe kam und welche beruflichen Herausforderungen sich ihm auf dem Weg stellten, erzählte er auf Einladung der Hochschulleitung der Bucerius Law School und des Studium professionale am 26.11.2020 beim digitalen Unternehmergespräch.

Qualitäten eines guten Managers
 

Nach der Begrüßung durch Meinhard Weizmann, den Geschäftsführer der Hochschule, verdeutlichte Habben Jansen anhand von Etappen in seinem eigenen Lebenslauf, was für ihn wichtige Qualitäten eines guten Managers sind:

Dazu gehöre, Verantwortung abzugeben und nicht alle Probleme allein lösen zu wollen. Denn nur so könne man seine eigene Arbeitsweise in Frage stellen und sie nötigenfalls überdenken, wodurch alte Strukturen aufgebrochen und Platz für neue, innovative Lösungsansätze geschaffen werden könne.

Wichtig sei es auch, kulturelle Unterschiede an verschiedenen Unternehmensstandorten nicht zu unterschätzen: In Deutschland oder den Niederlanden zeichne einen guten Manager vielleicht aus, dass er oder sie Krisen verhindere, bevor sie überhaupt entstehen. In Spanien dagegen brauche es aber erstmal eine gute Krise, damit der Manager seine Talente unter Beweis stellen könne.

Neues zu wagen statt Prozesse wie aus dem Lehrbuch zu gestalten habe sich auch während seiner Tätigkeit bei Hapag-Lloyd bis jetzt als Erfolgsrezept bewiesen: Bei zwei Mergern von Hapag Lloyd arbeitete Habben Jansen bei der Verteilung der Positionen statt mit dem üblichen „best man for the job“-Prinzip mit festen Quoten, durch die die Mitarbeitenden beider Unternehmen durchmischt wurden – und das mit wirtschaftlichem Erfolg.

Starker Markt trotz oder wegen Corona
 

Als die Gesprächsrunde für Fragen eröffnet wurde, wandte sich die Unterhaltung einem Thema zu, das in diesen Tagen allgegenwärtig ist: COVID-19.

Zur Überraschung vieler Anwesender erklärte Habben Jansen, dass zwar die Umsätze von Hapag Lloyd im April dieses Jahres extrem eingebrochen sein, dass aber der Markt momentan so stark sei, wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Erklären könne man das zum einen mit den zahlreichen Corona-Hilfen, zum anderen würden Verbraucher statt „Experiences“ wie Urlaube oder Restaurantbesuche dieses Jahr vermehrt Güter kaufen, die dann per Schiff transportiert werden müssen.

Trotz der weltweiten Pandemie verliere Hapag Lloyd aber auch den Umweltschutz nicht aus den Augen: Habben Jansen freut sich so z.B. insbesondere, dass die IMO2020-Regeln dieses Jahr verabschiedet wurden, durch die die Schwefelausstöße der Schiffe um 85 % reduziert werden müssen.

Mit diesem positiven Ausblick endete das Gespräch, durch das die Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Bucerius Law School einen sehr interessanten Einblick in Habben Jansens Lebensweg und die Herausforderungen der Schifffahrtbranche 2020 gewinnen durften.

Text

Charlotte von Fallois

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