Generalkonsul CHANG, See-jeong hielt am 25. Januar einen Vortrag im Moot Court zum Thema "Das deutsche und das koreanische Modell – wie zwei Sonderfälle der Weltwirtschaftsgeschichte voneinander lernen können".
Nach Begrüßungsworten der Präsidentin der Bucerius Law School Prof. Dr. Dr. hc. Katharina Boele-Woelki und UV Nord-Präsident Uli Wachholtz behandelte der Generalkonsul in seinem knapp einstündigen Vortrag die folgenden Kerninhalte.
Marktwirtschaften sind heutzutage vielfältig. Neben dem neoliberalen, anglo-amerikanischen Modell, dessen Ideal der amerikanische Traum verkörpert, gibt es das deutsche Modell auf Basis der koordinierten Marktwirtschaft. Die Kollision dieser beiden Modelle kommt in der Brexit-Debatte zum Ausdruck.
Nach den beiden Kriegen ist Deutschlands Wirtschaft atemberaubend schnell gewachsen, um 114 Prozent in den 1950er Jahren. Seit der Agenda 2010 ist sogar von einem zweiten Wirtschaftswunder die Rede. Zu Grunde liegt ihm das rheinische Wirtschaftsmodell, dass sich weniger durch moderne Technologien, sondern vor allem durch handwerkliche Ausbildung, technische Verfeinerung und inkrementelle Anpassung auszeichnet.
Von einer Weiterentwicklung des deutschen Modells ist auszugehen - trotz aktueller Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, dem Flüchtlingszustrom und dem momentanen Investitionsmangel. Während der Wiedervereinigung und auch in der letzten Finanzkrise hat das deutsche Modell seine Tauglichkeit bewiesen. Entscheidend ist, dass sich das Modell an die den branchenübergreifenden Wettbewerb der Industrie 4.0 anpasst.
Das koreanische Modell, das eine exportorientierte Wachstumspolitik umfasst, ist ein Erfolgsbeispiel des beschränkten Wettbewerbs. Korea hat innerhalb von 30 Jahren, seit Anfang der 1960er Jahre, ein rasantes Wachstum von durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr verzeichnet, ist Mitglied der OECD und G20 geworden und hat ein hohes Handelsvolumen erreicht. Den "Better Policies" der OECD zufolge hat Korea es geschafft, sein Wohlstandsniveau derart zu erhöhen, dass es heute fast unter den top-rangigen Mitgliedsstaaten abschneidet. Es bräuchte allerdings noch mehr Innovation und Wettbewerb.
Das koreanische bzw. ostasiatische Modell mit beschränktem Wettbewerb aus der Vergangenheit kann im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter von Freihandel und Globalisierung, nicht länger Bestand haben. Was wir brauchen, ist eine Wende, um Innovation und Wettbewerb zu stärken.