Seit zwei Wochen binich für einen Forschungsaufenthalt an der Columbia Law School. Ich promoviere im Steuerrecht, genauer: im Gemeinnützigkeitsrecht. Das Thema meiner Dissertation ist eine Ausnahmeregelung im deutschen Recht, die bestimmte – sonst steuerpflichtige – wirtschaftliche Geschäftsbetriebe gemeinnütziger Organisationen von der Steuer befreit. Dabei untersuche ich das Verhältnis dieser sogenannten „Zweckbetriebe“ zu ihren Wettbewerbern und die rechtlichen Folgen, die sich aus dem Wettbewerbsverhältnis ergeben.
Rechtsvergleich mit amerikanischem Recht
Und das Spannende ist: diese Ausnahmeregelung gibt es auch im amerikanischen Steuerrecht. Der Diskurs im Bereich der wirtschaftlichen Betätigung gemeinnütziger Organisationen fußt auch in Deutschland auf den Theorien amerikanischer Rechtsökonom*innen. Sowohl in Deutschland als auch in den USA gibt es einen großen Non-Profit-Sektor. Deshalb wollte ich gerne nach New York, um das deutsche und das amerikanische Recht in diesem Bereich vergleichen zu können. Von dem Rechtsvergleich erhoffe ich mir einen großen Erkenntnisgewinn für das deutsche und europäische Recht.
Programm und Förderung
Gefördert wird mein Forschungsaufenthalt unter anderem durch das „Joachim Herz U.S. Exchange Program at Bucerius Law School for Young Legal Scholars“, wofür ich sehr dankbar bin. Nun bin ich im Rahmen des „Visiting Scholar Program“ für sechs Monate an der Columbia Law School. Hier habe ich Kontakt zu hochkarätigen Professor*innen und anderen Forschenden. Außerdem kann ich die hiesigen Ressourcen nutzen – was wunderbar ist, denn die Columbia University hat eine der größten juristischen Bibliotheken in den USA. Überhaupt freue ich mich, dass ich hier sein kann. Wegen der Pandemie habe ich meinen Aufenthalt zweimal verschoben und fürchtete schon, dass daraus nichts mehr werden würde. Aber nun hat es geklappt und es ist schön, mitzuerleben, wie die Menschen in der Stadt wieder aufatmen können.
Leben in New York
Es liegt eine besondere Stimmung in der Luft. New York wurde von der Pandemie sehr hart getroffen, aber jetzt spürt man überall Hoffnung aufkeimen. Ich den ersten zwei Wochen habe ich wegen der nach wie vor bestehenden Restriktionen schon etwas „Bibliotheks-Hopping“ betrieben. Besonders die Butler Library und die C.V. Starr East Asian Library mit ihren großen Kronleuchtern an der Decke und den von dunklen Regalen voller altehrwürdiger Bücher gesäumten Wänden haben mir gefallen. Ich wohne in Harlem, in der Nähe der Universität. Bis zum Central Park sind es nur fünf Minuten – perfekt zum Joggen mit meinen Mitbewohnerinnen oder als Ausgangspunkt für Streifzüge in andere Stadtviertel. Spätestens im Herbst soll das normale Campus-Leben hier wieder stattfinden. In der Zwischenzeit nehme ich per Zoom an einem Seminar teil, das sich – ähnlich wie mein Promotionsthema – mit distributiver Gerechtigkeit und Steuern befasst.