Mit über 34 Millionen Artikeln in 287 Sprachen ist die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia die größte Sammlung menschlichen Wissens aller Zeiten – und jeder kann mitmachen. Auch die Bucerius Law School ist mit einem von freiwilligen Autoren verfassten Eintrag vertreten, der immerhin etwa 40-mal am Tag aufgerufen wird. Doch bei der gemeinsamen Veranstaltung der Fachgruppe für geistiges Eigentum und Medienrecht des Alumni-Vereins und des Center for Transnational IP, Media and Technology Law and Policy am 15. Januar waren vor allem die Einträge über lebende Personen Gegenstand des Interesses.
Dr. Ansgar Koreng, Rechtsanwalt der Berliner Sozietät JBB und Lehrbeauftragter für Internetrecht an der Universität Leipzig, berichtete über seine Beratungspraxis und Erfahrungen aus Rechtsstreitigkeiten mit Mitgliedern der Wikipedia-Gemeinschaft, dem deutschen Förderverein Wikimedia Deutschland e.V. und der amerikanischen Wikimedia Foundation. Angefangen beim Presserecht über Urheberrecht und Datenschutz, das Marken- und Wettbewerbsrecht bis hin zum Jugendschutz deckte er in seinem Vortrag eine große Zahl aktueller Rechtsfragen ab und illustrierte sie mit spannenden und unterhaltsamen Fallbeispielen. Nicht zuletzt stammen 16 % aller förmlichen Anträge auf Änderung von Wikipedia-Einträgen aus Deutschland, und nicht wenige davon landen vor deutschen Gerichten.
Alumnus Lukas Mezger (Jahrgang 2006), langjähriger Wikipedia-Autor und stellvertretender Vorsitzender von Wikimedia Deutschland e.V., führte für die IP-Fachgruppe des Alumni-Vereins in den Vortrag ein. In der anschließenden Diskussion brachten die anwesenden Vertreter der Hamburger Medienrechtsszene die Perspektive der betroffenen Unternehmen und Persönlichkeiten ein. Bei Brezeln und Wein knüpften sie schließlich Kontakte zu einigen ebenfalls anwesenden Hamburger Wikipedia-Autoren. Diese äußerten den Wunsch, Konflikte über inhaltliche Fragen zukünftig mehr im Dialog zu klären – ganz nach dem Wiki-Prinzip.