Für immer verbunden - zur Bedeutung von Alumniarbeit

Die meisten Studierenden der Bucerius Law School bleiben auch nach ihrem Abschluss mit der Hochschule eng verbunden. Warum ist das so?

Leitartikel |

Das Studium an der Bucerius Law School ist nicht nur eine juristische Ausbildung, die mit dem Bachelor of Laws und dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen ist. Es ist ein Lebensabschnitt in einer Gemeinschaft, in der gelernt und geforscht, Gemeinsames erlebt und nicht zuletzt gefeiert wird. Oder, wie Ruben Rehr, seit 2014 Mitglied und heutiger Präsident des Vereins, es formuliert: wo Erinnerungen entstehen.

Auch diese gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen sind es, die die Studierenden in besonderem Maße an ihre Hochschule binden - und das über die Studienzeit hinaus. Für die meisten Absolvent*innen ist es deshalb selbstverständlich, nach dem Staatsexamen in den Bucerius Alumni Verein einzutreten. „Für mich war das der nächste logische Schritt,“ sagt Ruben Rehr.

Die hohe emotionale Bindung an die Bucerius Law School macht den Verein für die Studierenden attraktiv und umgekehrt die Alumni für die Hochschule. Die Absolvent*innen tragen die Idee und Werte der Bucerius Law School nach außen und sind gleichzeitig als deren Berater*innen vor Ort präsent. So ist über die Jahre ein Netzwerk aus fast 2000 Alumni entstanden, die sich ihrer Hochschule nach wie vor verbunden fühlen und diese mit ihrem Engagement auch lange nach der eigenen Studienzeit mitprägen.

 

Woher kommt die Idee eines Alumni Vereins?

Die Idee der Alumniarbeit kommt ursprünglich aus dem angloamerikanischen Raum. Dort hat sie eine lange Tradition: In den USA haben schon 1821 Absolvent*innen des Williams College in Williamsburg den ersten Alumni Verein gegründet. In Deutschland ist die Tradition nicht ganz so alt. Auch hier haben die Hochschulen allerdings längst erkannt, dass vom Kontakt zu den Ehemaligen alle profitieren: die Alumni, die Studierenden und die Universität. Im Dachverband Alumni-Clubs.net, in dem auch die Bucerius Law School Mitglied ist, sind an die 300 Hochschulen organisiert. Sie alle pflegen die Beziehung zu ihren Absolvent*innen und binden diese bei ihrer Weiterentwicklung mit ein.

Alumniarbeit wirkt sich positiv auf die Hochschule aus

Die Voraussetzungen dafür sind an den Hochschulen recht unterschiedlich. Die Vereine privater Institutionen sind oft finanziell besser ausgestattet. Auch haben es die Universitäten schwerer, die viele Fachbereiche anbieten. Das Studium dort ist insgesamt oft unpersönlicher, die emotionale Bindung der Studierenden an ihre Hochschule nicht so stark. „Aber inzwischen haben alle verstanden, dass die Alumniarbeit positiv auf sie zurückwirkt,“ sagt Dr. Annette Bärwinkel, die an der Bucerius Law School die Alumni Relations leitet und sich im Vorstand des Dachverbandes Alumni-Clubs.net engagiert.

Laut Bärwinkel steigert ein breites Netzwerk aus Ehemaligen die Sichtbarkeit der Hochschule in der Region. Und in der Konkurrenz um Studierende, so Bärwinkel, ist der spätere berufliche Erfolg der Absolvent*innen und deren persönliche Weiterempfehlung die beste Werbung.  Außerdem muss jede Hochschule ihre zukünftige Entwicklung planen. Auch dafür ist es wichtig, Kontakt zu den ehemaligen Studierenden zu halten. „Wir müssen wissen, wohin sie ihre Ausbildung geführt hat und wie sich der Rechtsmarkt entwickelt,“ sagt Bärwinkel. „Das ist für die Zukunftsfähigkeit der Bucerius Law School von Bedeutung.“

Was genau ist die Absolventenmesse?

Die Alumni sind Fördernde der Hochschule - auch finanziell, vor allem aber ideell. Und sie sind Mentor*innen der Studierenden und unterstützen diese beim Einstieg in den Beruf. Die Studierenden lernen von der Erfahrung der Ehemaligen und haben diese als Berater*innen oder gar künftige Arbeitgeber*innen an ihrer Seite.

An der Bucerius Law School treten die meisten Studierenden deshalb direkt nach dem Bachelor-Abschluss in den Alumni e.V. ein. Von diesem Zeitpunkt an, können sie schon vor dem Berufseinstieg von dem Netzwerk profitieren. Annette Bärwinkel organisiert zusammen mit dem Verein die jährliche Absolventenmesse, auf der Studierende, Ehemalige und Fördernde zusammentreffen.

Es ist eine große Plattform. Die Ehemaligen treffen dort auf junge Nachwuchskolleg*innen, auf deren Qualifikation sie vertrauen können. Und die Studierenden lernen künftige Kolleg*innen kennen. Natürlich können alle Studierenden die Messe besuchen. Wer bereits Mitglied im Alumni e.V. ist, kann darüber hinaus direkt auf der Messe Bewerbungsgespräche mit Arbeitgeber*innen führen. Manche organisieren an diesem Nachmittag ihr ganzes Referendariat.

Zur Ausbildungsmesse hinzu kommen weitere Angebote: Der Career-Newsletter beispielsweise, den Annette Bärwinkel jede Woche an die Alumni verschickt und in dem sie über Stellenangebote und den Werdegang früherer Absolvent*innen informiert.

Gründung des hochschuleigenen Videostudios

Der praktische Nutzen ist aber nur ein Aspekt, warum es für die meisten Ehemaligen der Bucerius Law School selbstverständlich ist, auch nach ihrem Abschluss Teil der Hochschule zu bleiben. “Wir wollen auch die gute Ausbildung für die Zukunft sicherstellen,“ sagt Vereinspräsident Ruben Rehr. „Auch die nächsten Generationen sollen das bekommen, was wir bekommen haben.“

Der Verein sieht sich dafür als Impulsgeber, sagt Rehr. Einen wichtigen Impuls hat der Alumni e.V. beispielsweise für die digitale Lehre gesetzt. Zu seinem 10-jährigen Jubiläum hat der Verein der Hochschule ein Videostudio gestiftet. Das Studio ist zunächst eine finanzielle Investition in technische Infrastruktur. Tatsächlich aber steht es für sehr viel mehr: Die Idee war, das E-Learning voranzutreiben und neue digitale Lernformate zu entwickeln.  Inzwischen ist die Bucerius Law School im Blended Learning gut aufgestellt.

Es gibt eine eigene Abteilung dafür, das Learning Innovation Lab, dessen Leiter ebenso ein Alumnus ist, das die Produktion juristischer Videos koordiniert und produziert. Im hochschuleigenen Videostudio ist etwa eine Reihe aus gleich 36 Videos zum Zivilverfahrensrecht entstanden. Die „Videoreihe zur Vorlesung“ bildet alle examensrelevanten Inhalte im Bereich des zivilrechtlichen Erkenntnisverfahrens ab und kann von den Examenskandidat*innen jederzeit angesehen werden - ein deutschlandweit einzigartiges Projekt.

 

Preise für die Förderung der Lehre und Forschung

Um die Qualität der Lehre und Forschung zu fördern, verleiht der Verein darüber hinaus regelmäßig Preise an herausragende Professor*innen sowie dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Der Verein organisiert auch Veranstaltungen wie die Reihe „Wie geht das?“ in der Ehemalige ihr Wissen über das Studium, das Examen, die Promotion und dann natürlich den Berufseinstieg weitergeben. Außerdem richtet er einmal im Jahr das Alumni-Dinner aus - für viele Absolvent*innen eine Begegnung, auf die sie sich lange im Voraus freuen.

Der Jahrgang 2000 gründet den Alumni Verein

Doch die Alumni geben nicht nur der Hochschule etwas zurück. Sie profitieren auch selbst von ihrer Mitgliedschaft im Alumni e.V. Wer nach dem Abschluss in den Verein eintritt, wird Teil eines Netzwerkes, das sie oder ihn durchs ganze weitere Leben begleiten kann. Das war schon die Idee bei der Gründung, die insbesondere von Sebastian Naber vorangetrieben wurde. Er hat im ersten Jahrgang an der Bucerius Law School studiert und gehörte zu den ersten Absolvent*innen. Seine Studienzeit hat er als sehr intensiv erlebt, sagt er.

Nach dem Abschluss wollte er den Kontakt zu seinen Kommiliton*innen nicht verlieren. Deshalb gründete er 2004 zusammen mit dem Jahrgang 2000 im Jahr seiner Bachelorverleihung den Alumni e.V. mit. Der heutige Rechtsanwalt ist dort immer noch aktiv. Sebastian Naber schätzt den fachlichen Austausch der früheren Absolvent*innen untereinander. Er leitet die Fachgruppe Arbeitsrecht mit und sagt: „So ein hochkarätiges Forum findet man sonst nirgends.“

Alumni erzählen ihre Geschichte bei Brezeln & Wein

Auch Laura Schmidt ist in der Fachgruppe Arbeitsrecht. Sie hat ihr Studium 2009 begonnen und 2014 mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Direkt danach ist sie in den Bucerius Alumni e.V. eingetreten. Wenn sie heute von ihrer Studienzeit erzählt, hört man ihr die emotionale Bindung an die Hochschule immer noch an. Auch Schmidt betont, dass der Verein ein Innovationstreiber ist, vor allem in Bezug auf die Reform der Jurist*innenausbildung. Die heutige Anwältin für Arbeitsrecht schätzt aber auch die starke Verbundenheit mit den anderen Absolvent*innen.

Seit mehr als zwei Jahren moderiert sie den Podcast „Brezeln & Wein“ für den Alumni-Verein. Die Idee des Podcasts stammt von Constantin Glaesner, der ihn zusammen mit Sven Störmann produziert. Der Podcast handelt von Ehemaligen, die beruflich einen ungewöhnlichen Weg gegangen sind. Die Resonanz ist groß – eben wegen der persönlichen Bindung an die Hochschule. Davon ist Laura Schmidt überzeugt. „Das Studium an der Bucerius Law School ist sehr persönlich, alle kennen sich untereinander,“ sagt sie. „Und deshalb hält das Interesse aneinander und an Geschichten von Absolvent*innen auch lange nach dem Abschluss an.“

 

Wo geht es hin? Bucerius 2030 - mit Mut die Zukunft gestalten

Impulse für die Zukunft möchten die Alumni der Bucerius Law School weiterhin setzen. Der Verein ist in den Hochschulgremien vertreten, im Senat und Kuratorium. Regelmäßig trifft er sich mit der Hochschulleitung. In den kommenden Monaten will der Verein laut Präsident Ruben Rehr die Erweiterung der Bucerius Law School im Zuge des Neubaus inhaltlich begleiten. Um die strategische Entwicklung der Hochschule mitzugestalten, hat er jüngst das Thesenpapier „Bucerius 2030 - mit Mut die Zukunft gestalten“ veröffentlicht. Über ein Jahr lang haben Absolvent*innen in vier Arbeitsgruppen zusammengesessen und Thesen entworfen, wie sich die Hochschule für künftige Studierende entwickeln sollte.

Im Herbst 2021 hat der Verein das Papier auf einer Klausurtagung verabschiedet. Darin finden sich beispielsweise Forderungen nach einer diverseren Studierendenschaft, nach einer Stärkung des Bucerius LL.B. und weiteren Innovationen in Forschung und Lehre. Auch das soll ein Impuls sein, sagt Rehr. Die Alumni möchten mit ihren Thesen eine Debatte über die Zukunft der Bucerius Law School anstoßen – und sie damit aktiv mitgestalten.

Autor*in

Elke Spanner, Florian Helwich

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