Bucerius Law School auf dem Weg in ein neues Jahrzehnt
Meinhard Weizmann nahm das traditionelle Treffen mit den größten Förderern der Hochschule zum Anlass, das Jubiläumsjahr der Bucerius Law School offiziell einzuläuten. Den anwesenden Begleiter*innen der zwanzigjährigen Erfolgsgeschichte galt sein besonderer Dank. Die Hochschule stelle die Weichen, auch weiterhin in der Juristenausbildung die Nase vorn zu haben. „Lawyer of the Future“ nannte Präsidentin Katharina Boele-Woelki das Ausbildungsziel und leitete zum Thema des Abends über: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit- wie soll sich die Bucerius Law School positionieren?“
Professor Fehling: Ist die prohibitiv wirkende Bepreisung klimaschädlichen Verhaltens wirklich die Lösung?
Professor Michael Fehling als Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung gab einen Überblick, wie das Thema aktuell in Lehre und Forschung an der Bucerius Law School verankert ist. Vorlesungen im Bau- und Umweltrecht, die Schwerpunktveranstaltung „Wirtschaftsregulierung“ sowie Seminar- und Bachelorarbeitsthemen z.B. im Bereich des Eisenbahnrechts oder des Atomausstiegs machten deutlich, welche Bereiche des Umweltschutzes thematisiert würden. In der Forschung erfahre das Thema Nachhaltigkeit eine institutionelle Verankerung im Rahmen der Energy Law Initiative. Fehling selbst forscht aktuell auch zu den verfassungsrechtlichen Hintergründen klimapolitischer Überlegungen. Gerade in Hinblick auf den verfassungsrechtlich garantierten Gleichheitssatz müsse kritisch hinterfragt werden, ob die verhaltenssteuernde, wenn nicht sogar prohibitiv wirkende Erhöhung von Abgaben für klimaschädliches Verhalten zu einer verfassungsrechtlich zu rechtfertigenden Ungleichbehandlung von Reichen und Armen führe. Mit Vorfreude auf die spätere Diskussion leitete Fehling zu den weiteren Impulsgebern des Abends über.
HSG Klima und Nachhaltigkeit. Mut, Exzellenz und Gemeinschaftssinn – auch und gerade beim Klimaschutz
Baro Gabbert und Juliane Willert, Initiatorinnen der Hochschulgruppe Klimaschutz und Nachhaltigkeit stellten die drei Grundwerte der Bucerius Law School, Mut, Exzellenz und Gemeinschaftssinn, in den Vordergrund, um zum Nachdenken darüber anzuregen, welche Auswirkungen unser Verhalten heute auf unsere und die Zukunft nachfolgender Generationen hat. Es erfordere Mut, sich diesen unbequemen Fragen zu stellen und noch mehr Mut, Rückschlüsse für sein eigenes Verhalten daraus zu ziehen. Exzellent sei es aber, als Institution anzustreben, Antworten auf genau diese fundamentalen Fragen der Zukunft geben zu können. Nicht zuletzt biete die Bucerius Law School eine Gemeinschaft, die im Kleinen ausprobieren könne, was im Großen funktionieren soll. Die Größe der Hochschulgruppe mit über 100 Mitgliedern belege, dass das Thema auch an der Bucerius Law School an Bedeutung gewinne. Die beiden wünschen sich, dass zukünftige Jahrgänge freitags wieder zu ihren Examensübungsklausuren gehen können und nicht – wie einige unserer Studierenden das heute tun – auf Demonstrationen gehen zu „müssen“, um die Segel doch noch rechtzeitig herumzureißen. Denn hoffentlich müsse man in einigen Jahren seinen Enkel nicht erzählen, dass man es versäumt habe, zu handeln, sondern könne vielmehr berichten, wie es die Menschheit am Ende doch noch (mal) geschafft habe.
Lebendige Abschlussdiskussion zwischen Hochschule und Förderern
Inspiriert durch die Impulsvorträge entwickelte sich eine lebhafte Diskussion unter den rund 30 Anwesenden. Die Kritikpunkte von Professor Fehling zur faktisch diskriminierenden Wirkung erhöhter Abgaben für klimaschädliches Verhalten wurden ausführlich besprochen. Dabei wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, ob bei faktischen Diskriminierungen zwischen Grund- und Luxusbedürfnissen differenziert werden müsse. Die in der breiten Öffentlichkeit durch die Umweltbewegung erreichte Bewusstseinsänderung führe im Übrigen möglicherweise zu einer Verhaltensänderung, die erfolgsversprechender sein könnte als strikte Verbote. Eine solche Bewusstseinsänderung könne dann die Vorteile der sozialen Marktwirtschaft und des Vertrauens in den technischen Fortschritt im positiven Sinne aktivieren. Auch die Frage nach den sozialen Folgen des ökologisch geforderten Umbaus der Ökonomie und das Verhältnis von erforderlichen, klimaschützenden Maßnahmen zu demokratischen Entscheidungsprozessen wurde angeschnitten. Es entstand die Idee einer internationalen Tagung zum Kimaschutzrecht in Hamburg unter Nutzung des internationalen Netzwerks der Hochschule. Viele der anwesenden Förderer berichteten, dass Fragen des nachhaltigen Lebens beruflich wie privat immer öfter Diskussionsthema seien – ob beim Partnertreffen oder abends am Familientisch. Die Initiative jedes Einzelnen sei gefragt. So fand zum Abschluss dann auch ein Zitat von Steve Jobs großen Anklang: „Those who are crazy enough to think they can change the world usually do.“
Gemeinsam produktiv zusammenwirken und Einrichtung eines „Green Office”
Bis kurz vor Mitternacht wurden die Diskussionen bei Nachtisch und Kaffee in kleineren Gesprächsgruppen fortgesetzt. Wir blicken auf einen anregenden Abend zurück, der hoffentlich Auftakt für ein – in den Worten von Professor Michael Fehling – produktives Zusammenwirken widerstreitender Interessen – auch bei uns auf dem Campus, aber mit Hilfe der anwesenden Multiplikatoren auch darüber hinaus – sein wird.
Mittlerweile haben wir als Hochschule unter Leitung von Thies Hauck auch ein Green Office eingerichtet, welches unsere Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz koordiniert und das Thema institutionell verankert.
Autoren: Jonathan Schramm, Andrea Leuck-Baumanns