Schwerpunkt - Vermögensabschöpfung: Prof. Thomas Rönnau

Die Professor:innen der Law School werden auch regelmäßig als Sachverständige angehört.

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Erfahrungen als Sachverständiger

In Machtnähe wird es immer interessant, heißt es. Ich kann das bestätigen: Schon mehrfach wurde ich vom Bundesministerium der Justiz, von Parlamentsausschüssen oder sonstigen (Evaluations‑)Gremien gebeten, in Berlin als Sachverständiger aufzutreten. Das kann überaus fruchtbar, aber auch ernüchternd sein. Etwa, wenn Ergebnisse von Anhörungen letztlich schon vorab feststehen.

 

Private Gutachten und Arbeitsschwerpunkte

Immer wieder erstelle ich auch private Gutachten für Strafverteidigerkanzleien, Unternehmen oder Verbände, die diese dann im Rahmen der Verteidigung oder zur Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen auf Opferseite einsetzen.

Da geht es etwa um Untreue, Betrug oder das Kapitalmarktstrafrecht. Einer meiner weiteren (auch gutachterlichen) Arbeitsschwerpunkte ist die Vermögensabschöpfung. Sie zielt darauf ab, Tätern oder Dritten ihre durch die Straftat erlangten Vermögensvorteile wieder zu entziehen.

Für den Staat kann sich das lohnen, teilweise geht es um Summen im dreistelligen Millionenbereich. Dagegen wehren sich gerade Unternehmen als Drittempfänger natürlich. Anlass sind hier regelmäßig Korruptionstaten von Mitarbeitern, aus denen dem Unternehmen lukrative Aufträge zuwachsen.

 

Praxisnähe und aktuelle Themen

Was mich an der Arbeit als Gutachter reizt, ist vor allem die Praxisnähe. Auf den Tisch kommen aktuelle Themen aus Wirtschaft und Gesellschaft, die in den Lehrbüchern und Kommentaren häufig noch keine Rolle spielen.

Man stößt auf neue Fragestellungen und bekommt Anreize, wissenschaftlich nachzubohren. Das Wirtschaftsstrafrecht insgesamt ist ein hoch dynamischer und spannender Bereich. Dieselgate, Wirecard, Cum-Ex – und vieles mehr.

 

Herausforderungen und komplexe Fragestellungen

Wir Gutachter werden dann hinzugezogen, wenn es richtig schwierig wird: Darf doppelt abgeschöpft werden? Auch über Ländergrenzen hinaus? Wo wird bei Vermögensdispositionen die Grenze zur Untreue überschritten? Diese komplizierten Fragen reizen mich als Wissenschaftler.

 

Vorteile für die Lehre

Auch die Studierenden profitieren, denn die Arbeit als Gutachter liefert mir jede Menge Geschichten für meine Vorlesungen. Der Unterricht wird lebendiger, spannender und praxisnäher. Ohne diese Tätigkeiten würde mir im Professorenberuf etwas fehlen.

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