Wie gelingt der Spagat zwischen Schlagzeile und Persönlichkeitsrecht?

Prof. Dr. Matthias Prinz im Gespräch mit Sina Burmeister, Leiterin des RTL-Hauptstadtstudios

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Pressefreiheit, Persönlichkeitsrechte und Verantwortung 

Wie weit darf Meinungs- und Pressefreiheit gehen – und wo beginnt der Schutz von Privatsphäre und Persönlichkeit? Diesen Fragen stand im Mittelpunkt des Abends im Studium generale der Bucerius Law School mit Prof. Dr. Matthias Prinz, einer der bekanntesten Medienanwälte Deutschlands. Er hat unzählige prominente Verfahren begleitet und sein neues Buch „Bis in die letzte Instanz“ über spektakuläre Prozesse in den Fällen bekannter Persönlichkeiten veröffentlicht. Im Gespräch mit Sina Burmeister, Alumna der Bucerius Law School und stellvertretende Leiterin des RTL-Hauptstadtstudios (RTL/ntv/stern), ging es um Grenzfälle zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrecht, um den Wandel der Medienlandschaft – und um ganz persönliche Erfahrungen im Spannungsfeld von Recht, Öffentlichkeit und Macht. 

 

Ein Leben zwischen Medien und Recht 

Schon früh prägten die Medien das Leben von Matthias Prinz: Seine Mutter war Fotografin, sein Vater Chefredakteur der Bild-Zeitung. Als Jugendlicher schrieb er selbst für das Blatt, spielte Theater und arbeitete als Model. „Ich wäre fast Journalist geworden“, sagt er rückblickend. Doch der entscheidende Rat eines Nachbarn – „Bleiben Sie lieber Jurist, sonst werden Sie immer nur der Sohn Ihres Vaters sein“ – brachte ihn schließlich zum Jurastudium. 

Nach Stationen in Hamburg, Harvard und New York fand Prinz zu seinem Lebensthema: dem Spannungsfeld zwischen Medienfreiheit und Persönlichkeitsrecht. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er mit dem Fall Caroline von Monaco, der bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte führte und den Schutz privater Fotos grundlegend neu definierte. Der Fall markierte das Ende der „absoluten Person der Zeitgeschichte“ und wurde zu einem Meilenstein für das allgemeine Persönlichkeitsrecht. 

 

Jura ist Kunst 

Auf Sina Burmeisters Frage nach seinem Verständnis von Rechtswissenschaft antwortete Prinz, dass er juristische Arbeit nicht als reine Anwendung von Gesetzen versteht, sondern als schöpferischen Prozess. „Jura ist Kunst“, sagte er. Sie bestehe darin, Probleme ergebnisoffen zu betrachten und Lösungen zu finden, die allen Beteiligten gerecht werden. Diese Haltung habe er besonders während seines Studiums in Harvard verinnerlicht: Dort sei das Jurastudium weniger als in Deutschland auf bloße Subsumption angelegt, sondern man lerne „to think like a lawyer“ – also mit einem klaren Blick für das große Ganze. 

Prinz berichtete auch von seinem Schlaganfall im Jahr 2014, der sein Leben grundlegend verändert hat – seitdem ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Seitdem arbeitet er halbtags, den Rest des Tages widmet er der Physiotherapie. Heute, so Prinz, sei er milder geworden – aber nicht weniger überzeugt davon, dass Recht ohne Werte leer bleibt. 

Der Abend machte deutlich, dass zwischen Schlagzeile und Menschenwürde nicht allein rechtliche Maßstäbe, sondern auch individuelle Verantwortung und der Mut, das Recht aktiv zu gestalten, eine Rolle spielen. 

Text

Martha Thiele/ZSP

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