Ansichtssache: Die Hochschule auf dem Prüfstand

Beim CHE-Hochschulranking bekommt die Bucerius Law School Bestnoten. Zu Recht? Wir haben uns umgehört: Ein Artikel aus dem Re.vision-Archiv

Lehre & Studium |

Noch bis zum 15. Mai 2022 können sich Studieninteressierte für ein Studium der Rechtswissenschaft an der Bucerius Law School bewerben. Um einen besseren Einblick in die Uni und einen Eindruck von ihrem Standing zu bekommen, haben wir für euch in den Archiven gekramt und in der Re.vision-Ausgabe von 2012 einen Artikel über das CHE-Hochschulranking gefunden, das die Bucerius in dem Jahr wiederholt angeführt hat. Übrigens: Die Law School belegt seitdem den Spitzenplatz bei dem Ranking!

Einen Titel zu verteidigen ist nicht leicht. Vor allem dann nicht, wenn man sich gegen ein erstklassiges Umfeld behaupten muss. Der Bucerius Law School ist dieser Coup gelungen. Beim CHE-Hochschulranking 2011 hat sie zum zweiten Mal die Spitzenposition eingenommen. Der Campus wird als hervorragender Platz für Forschung und Lehre empfohlen.

Das CHE-Ranking ist die derzeit umfassendste und detaillierteste Bewertung deutscher Universitäten und Fachhochschulen. 32 Fächer untersuchen die Experten. Neben persönlichen Einschätzungen von über 200000 Studenten und 15000 Professoren fließen auch Zahlen und Fakten ein – darunter die Höhe der Forschungs-gelder pro Wissenschaftler, die Zahl der Hauptfachstudenten sowie die Habilitationen pro Jahr.

Erstellt wird die Liste durch das gemeinnützige Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Seine Träger sind die Hochschulrektorenkonferenz sowie die Bertelsmann Stiftung. Jährlich aktualisiert erscheint das unabhängige und international anerkannte Ranking im ZEIT-Studienführer. Dafür werden die verschiedenen Fächergruppen alle drei Jahre neu bewertet, Jura zuletzt 2011.

Als vorbildlich gilt der Hochschulvergleich unter anderem aufgrund des Verzichts auf eine Gesamtnote. Stattdessen teilen die Prüfer die verschiedenen Kategorien in Leistungsgruppen – Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe – ein. Dabei wurde bei der letzten Bewertung der Jura-Fakultäten erneut deutlich: Die Bucerius Law School ist auf ihrem Gebiet eindeutig führend. Bestnoten gab es in 13 von 15 Kategorien – darunter die Bereiche Betreuung, Bibliotheksausstattung, Forschungsgelder und Studiensituation.

Nur in den Feldern Forschungsreputation und Promotionen pro Professor kann sie noch aufholen. Klingt gut! Doch was steckt tatsächlich hinter den Bewertungen? Re.vision hat Studenten und Jura-Professoren in und außerhalb der Bucerius Law School gefragt, was sie von den Leistungen der Hochschule in fünf ausgewählten Kategorien halten.

Prof. Dr. Henning Radtke, Universität Hannover, zu Forschungsgeldern

Wie viele Forschungsgelder einem Wissenschaftler zur Verfügung stehen, sagt natürlich nicht unmittelbar etwas über die Qualität der Lehre aus. Allerdings fließen im Idealfall bei Professoren, die auf hohem Niveau forschen, die Ergebnisse auch in die Lehre ein – vorausgesetzt der Professor ist kein völliger Versager im Hörsaal. Es ist eben faszinierender, von einem Wissenschaftler wie Frank Saliger eine Vorlesung zu seinem Spezialgebiet Umweltstrafrecht zu hören, als wenn ein Dozent fremde Forschungsergebnisse reproduziert.

 

Prof. Dr. Anne Röthel, Bucerius Law School, zu Forschungsgeldern

Das Einwerben von Forschungsgeldern ist für mich ein Ansporn, aber kein Muss, denn an der Bucerius Law School kümmert sich eine eigene Abteilung um Drittmittel. So hat mir die Hochschule mein aktuelles Projekt „Familiale Verträge“ ganz kurzfristig und unkompliziert finanziert. Normalerweise habe ich aber auch jährlich ein Thema, für das ich Zuschüsse von Institutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalte. Mir ist wichtig zu zeigen, dass unsere wissenschaftliche Arbeit so interessant ist, dass sie auch von dritten Stellen gefördert wird. 

 

Prof. Dr. Wendy Perdue, University of Richmond, zur Forschungsreputation

Im Ausland ist die Bucerius Law School bekannt für ihre gute Forschung und Lehre. Auf internationalen Konferenzen ist sie stets vertreten. Die Publikationen und Vorträge ihrer Professoren sind immer von hoher Qualität. Deshalb habe ich die Universität auch für das Center for Transnational Legal Studies vorgeschlagen, ein internationales Konsortium, das 2008 in London gegründet wurde. In diesem gehört die Bucerius Law School als Affiliate-Partner zu einem kleinen Kreis weltweit hoch anerkannter Jura-Schulen.

 

Arne Bartelsen, 7. Trimester, zur Betreuung

Ein tolles Indiz für die gute Betreuung bei uns ist, dass die Professoren so leicht erreichbar sind. Wenn ich bei einer dringenden Frage nicht weiterkomme, brauche ich nur über den Flur zu gehen. Im ersten Studienjahr haben einmal ein paar Kommilitonen und ich abends spontan bei einem Prof angeklopft und ihn um Hilfe gebeten. Obwohl es spät war, hat er sich mit uns in die Coffee Lounge gesetzt und uns eine halbe Stunde lang ein Problem zum Vertragsrecht erläutert. Ich hatte das Gefühl, dass er es sogar richtig gern gemacht hat.

 

Oxana Grushetska, 10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung

Unsere Bibliothek ist nicht unbedingt besser ausgestattet als andere, aber wir müssen die Bücher mit deutlich weniger Leuten teilen. Ist trotzdem mal ein Buch vergriffen, schreibt man einfach eine Rundmail und holt es sich dann beim Kommilitonen ab. Auch dass die Bibliothek rund um die Uhr geöffnet hat, finde ich komfortabel. Für mich ist es wie ein Ritterschlag, wenn zum ersten Mal morgens der Staubsauger der Reinigungskräfte den Tag einläutet. In dem Moment weiß man: Jetzt habe ich die Nacht durchgemacht. Andererseits könnten feste Schließzeiten auch mehr Schlaf bedeuten.

Neugierig geworden?

Interesse an einem Jurastudium? Noch bis zum 15. Mai 2022 kannst Du Dich an der Bucerius Law School für ein Studium der Rechtswissenschaft bewerben. Alle Informationen zum Bewerbungsprozess, was Du beim Auswahlverfahren beachten solltest und was Du darüber hinaus noch wissen musst, erfährst Du hier.

Mehr Infos

Tim Maciejewski, 10. Trimester, zur Bibliotheksausstattung

Eine gut ausgestattete Bibliothek ist gerade bei Seminararbeiten elementar. Wer seine Bücher in diversen Bibliotheken zusammensuchen muss, verliert viel Zeit. Deshalb ist es eine große Entlastung, dass die wesentlichen Kommentare bei uns vor Ort sind und wir Bücher auch digitalisiert zur Verfügung haben. Allerdings gibt es aufgrund der Größe nicht so viel Spezialliteratur. Ein weiteres Plus ist für mich, dass man sich hier nie Sorgen machen muss, keinen freien Schreibtisch mehr zu finden. Das habe ich schon anders erlebt.

 

Gesche Heidorn, 7. Trimester, zur Studiensituation

Zur Bucerius Law School wollte ich vor allem wegen der internationalen Ausrichtung, denn ich würde später gern für die UNO oder eine NGO arbeiten. Die Seminare über andere Rechtssysteme und die Sprachkurse sind dafür eine super Basis. Den Einstieg ins Studium haben mir die Kleingruppen erleichtert. Niemand wird allein gelassen. Aber man muss sich schon bewusst für die Law School entscheiden. Durch das strikte Curriculum mit Auslandstrimester, obligatorischen Praktika und Examensvorbereitung hat man weniger Freiheiten als an staatlichen Unis.

 

Prof. Dr. Dres. h.c. Theodor Baums, Goethe-Universität, Frankfurt am Main, zur Forschungsreputation

Im Wirtschaftsrecht hat die Bucerius Law School einen exzellenten Ruf – ganz besonders auf dem Gebiet des Aktien- und Kapitalmarktrechts. Wären einzelne Fachrichtungen bewertet worden, hätte sie hierin sicherlich eine sehr gute Note bekommen. Ein Grund, weshalb sie in der Kategorie Forschungsreputation insgesamt noch keine Spitzenposition erlangt hat, ist mit Sicherheit, dass die Bucerius Law School erst seit zwölf Jahren existiert. Alte, renommierte Jura-Fakultäten wie Heidelberg oder Münster lassen sich eben schwer überholen.

 

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Richard Buxbaum, University of California, Berkeley Law, zur Betreuung:

Generell lässt sich sagen, dass an kleinen Fakultäten – egal ob staatlich oder privat – die Betreuungssituation meist persönlicher und individueller ist als an großen. Das Verhältnis von einem Professor auf 25 Studenten ist an der Bucerius Law School wirklich wunderbar und für Deutschland nahezu einzigartig. Bei solchen Bedingungen hat man mehr Zeit für seine Studenten und kann sie stärker fördern. Das schlägt sich auch in den Examensnoten nieder.

 

Jakob Haas, 10. Trimester, zur Studiensituation

Man wird hier wirklich gut umsorgt: Anders als an staatlichen Universitäten nimmt die Bucerius Law School den Studenten viel organisatorische Arbeit ab, sodass sie sich stärker aufs Akademische konzentrieren können. Allerdings vermisse ich manchmal die Flexibilität im Studium. Wir haben Kernfächer, die man zu einem festgelegten Zeitpunkt belegen muss. Das kann zum Problem werden, wenn einer mal nicht so mitkommt. Zeit, ein Fach nach Belieben zu vertiefen, bleibt bei uns nicht.

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