Herr Dr. Skupin, was hat Sie an die Bucerius Law School geführt?
Schlussendlich war es der spannende Stellenzuschnitt als Executive Director Legal Technology, der mich – neben dem wundervollen Campus – auf den Campus gelockt hat. Mein Stellenzuschnitt als Executive Director Legal Technology ist sehr spezifisch und paart – eingebettet im Hochschulumfeld – die inhaltliche Komponente von Legal Tech und KI mit einem Praxisfokus und auch ökonomischen Themen.
All das passt sehr gut zu dem, was ich bislang vor meiner Tätigkeit an der Bucerius Law School gemacht habe:
Aus inhaltlicher Sicht bin ich schon seit 2017 im Bereich Legal Tech unterwegs – das hat angefangen mit universitären Abschlussarbeiten und setzte sich – neben vielen anderen Aspekten – letztlich mit meiner Dissertation im Rechtsdienstleistungsrecht fort.
Der Praxisfokus verfolgt mich schon seit Beginn meiner wissenschaftlichen Laufbahn: Bevor ich Jura in Bayreuth studiert habe, habe ich ein duales Studium im Bereich Business Administration an der HSBA absolviert und meinen Master in Management & Business Development an der Leuphana Universität in Lüneburg gemacht. Der Praxisblick findet sich auch in meiner Dissertation wieder, die von Thema und Methodenzuschnitt (Interdisziplinarität, Empirical legal research) her ebenfalls eher praxisorientiert ausgerichtet war.
Was reizt Sie an einem studentischen Umfeld?
Zugegebenermaßen: Studentisches Umfeld hat mich einen ganz erheblichen Teil meines bisherigen Lebens – um genau zu sein insgesamt 25 Semester mit BWL-Bachelor und -Master, Jurastudium und Promotion – begleitet. Die Entscheidung für einen Job im studentischen Umfeld ist allerdings keineswegs der Gewohnheit geschuldet, sondern war eine ganz bewusste Entscheidung:
Ich mag den Spirit an Universitäten, der geprägt ist von Aufbruchstimmung, von Neugierde und Vorfreude, von Zusammenhalt in turbulenten (ja, auch diese gibt es!) und guten Studienzeiten. Angenehmer Nebeneffekt: Dieses lebendige Umfeld hält jung.
Schließlich, obwohl es nicht meine Kernaufgabe hier auf dem Campus ist: Ich mag Wissensvermittlung und war schon vor meinem Start hier auf dem Campus als Lehrbeauftragter an verschiedenen anderen Universitäten tätig, was natürlich genuin mit einem Education-Umfeld verbunden ist.
Und vor allem: Ich finde es spannend, Studierende ein Stück weit auf ihrem universitären Weg begleiten zu können, sie mitnehmen zu können in die Welt von Legal Tech & KI, zu sehen, wie sie für Themen „brennen“ und sich ihren Weg ins Berufsleben bahnen.
Eine sehr kluge Studentin sagte kürzlich: „Motivation beginnt mit Chancen“. Als Erstakademiker hatte ich auf meinem Weg glücklicherweise immer wieder bestimmte Menschen, die mir solche Chancen bereitgehalten haben. Das hat mich ehrlich gesagt nachhaltig geprägt und davon möchte ich gerne ein Stück zurückgeben.
Deshalb ist mir bei meiner Tätigkeit auf dem Campus auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit studentischen Initiativen so wichtig und deswegen steht meine Bürotür zum Austausch jederzeit offen.
Oh, ich merke, ich sollte mich kürzer fassen. Ich gebe mir Mühe! (lacht)
Was waren Ihre ersten Eindrücke auf unserem Campus?
Zwei Sachen sind mir am stärksten in Erinnerung geblieben: Erstens die unglaubliche Kollegialität und Hilfsbereitschaft auf dem Campus. Letztere betrifft explizit auch die Studierenden: Ich war vor meinem offiziellen Start schon für einen ersten Lehrauftrag auf dem Campus, wo mir das Ankommen wirklich sehr leicht gemacht wurde.
Und zweitens die Hands-on-Mentalität und Problemlösungsorientiertheit auf dem Campus; egal, wo der Schuh drückt, viele Türen stehen immer offen für einen Austausch und Unterstützung.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Als Executive Director Legal Technology bin ich für das Wissenschaftsmanagement von Legal-Tech- und KI-Themen auf dem Campus zuständig, leite ich das Center for Legal Technology and Data Science (CLTDS) und bin parallel im Center on the Legal Profession (CLP) tätig. Der konkrete Tätigkeitszuschnitt variiert je nach Center ein wenig, wobei vielfältige Synergien bestehen.
Am Center for Legal Technology and Data Science, dessen Zielgruppen die Studierenden auf dem Campus und die Wissenschaft sind,
- habe ich die fachliche Verantwortung für das Technologiezertifikat und gestalte dort das Veranstaltungs-Curriculum,
- begebe ich mich auf die Suche nach spannenden Forschungsfeldern im Legal-Tech-/KI-Kontext und stehe im engen Austausch mit unserem amerikanischem Academic Director, etwa zum jährlich stattfindenden Online-Format „Legal Tech Essentials“,
- koordiniere ich Bewerbungen auf Forschungsprojekte,
- stehe ich im Austausch mit potenziellen Forschungspartnern / campusinternen und -externen Kooperationspartnern und spannenden StartUps in dem Bereich,
- entwickele ich – auch im Austausch mit Forschungspartnern – neue Angebote für Studierende im Bereich Legal Tech und KI (dazu demnächst mehr!) und
- mache ich Legal-Tech- und KI-Themen sichtbar, indem wir etwa eigene Veranstaltungen (etwa im Studium professionale) oder Workshop-Formate organisieren oder gemeinsame Events mit studentischen Initiativen planen.
Am Center on the Legal Profession, dessen Zielgruppe die Rechtspraxis ist, bin ich in einzelnen Projekten tätig und koordiniere derzeit den Content für den AI Legal Club, ein Joint Venture zwischen einem Hamburger StartUp und der Executive Education an der Bucerius Law School.
Mir wird also nicht langweilig auf meiner Stelle… Wenn es neben dem Strauß an Themen meine Zeit noch zulässt, arbeite ich gerne auch selbst inhaltlich, wobei ich – bezogen auf mein Tätigkeitsfeld auf dem Campus – die Themenbereiche KI-Recht (auch im Justizkontext), Berufs- und Rechtsdienstleistungsrecht sowie Access to Justice besonders spannend finde.
Dementsprechend gibt es eigentlich auch nicht DEN typischen Arbeitstag bei mir, sondern dieser schwankt immer so ein bisschen themen- und fristenabhängig.
Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit vor allem?
Die Antwort würde den vorhandenen Platz endgültig sprengen, deshalb beschränkte ich mich hier auf drei Aspekte: Die Vielfältigkeit meiner Aufgaben, die Flexibilität, die mein Stellenzuschnitt ermöglicht, und die tollen Menschen für kurzweilige Austausche auf dem Campus.
Worin unterscheidet sich Ihre jetzige Tätigkeit von Ihren bisherigen Aufgaben?
Bevor ich an Board der Bucerius Law School gegangen bin, war ich lange in einem Urheberrechtsinstitut tätig.
Meine Tätigkeit an der Bucerius Law School ist deutlich internationaler, was es bei Trend-Themen wie Legal Tech und KI, wo die neuesten Impulse meist aus Amerika kommen, natürlich besonders spannend macht. Ein weiterer Punkt ist die Interdisziplinarität meiner Aufgaben. Und schließlich ist das Themenbündel an Aufgaben deutlich größer geworden.
Sie pendeln zwischen Bayern und Hamburg. Was gefällt Ihnen an Hamburg?
Hm. Vielleicht die DB Lounge, um nach Zugverspätungen schnell noch einen Kaffee zu trinken? Nein, Spaß beiseite, bislang kann ich als Berufspendler trotz der langen Strecke nicht klagen und die Bahn schlägt sich ganz gut.
Tatsächlich ist die Frage für mich als gebürtigem Hamburger, der hier Abitur gemacht und teilweise hier studiert hat, gar nicht so leicht zu beantworten. Hamburg ist schlichtweg Heimat, meine Familie lebt nach wie vor im Hamburger Umland und ich würde wahrscheinlich bei der Aufzählung viele tolle Ecken vergessen und ihnen damit Unrecht tun.
Um trotzdem wenigstens einige zu nennen: Was jedes Mal wieder besondere Highlights für mich sind, sind tolle Orte an der Alster, die Abendstimmung rund um Speicherstadt und Landungsbrücken, das Kulturangebot in Hamburg – und der Croque-Laden in der Schanze (in Bayreuth gibt es bedauerlicherweise keine!).