Warum wolltest Du unbedingt an die Bucerius Law School?
Ich habe mich für die Bucerius Law School entschieden, weil sie mir das ideale Gesamtpaket geboten hat. In erster Linie ging es mir um eine erstklassige juristische Ausbildung. Aber darüber hinaus hat mich besonders die familiäre Atmosphäre und die persönliche Betreuung angesprochen. Nach meinem Abitur habe ich bereits einige Vorlesungen an der Uni Konstanz besucht, wo ich klassischerweise mit Hunderten von Studierenden im Auditorium saß. Im Vergleich dazu fühle ich mich hier viel wohler und geschätzt.
Außerdem hat mich die internationale Ausrichtung und die Möglichkeit überzeugt, neben dem Jurastudium auch Kurse in anderen Bereichen, wie Wirtschaft und Politik zu belegen. Und natürlich hat die Tatsache, dass die Uni in Hamburg liegt, einer wirklich schönen Stadt mit unzähligen Möglichkeiten, meine Entscheidung beeinflusst.
"Dank der unkomplizierten Finanzierungsmöglichkeiten habe ich mich dafür entschieden, sie in meine Bildung zu investieren."
Die hohen Studienkosten sind sicherlich eine Herausforderung, aber dank der unkomplizierten Finanzierungsmöglichkeiten, wie dem Umgekehrten Generationenvertrag, habe ich mich dafür entschieden, sie in meine Bildung zu investieren.
Worüber hast Du Deinen Thesenvortrag gehalten?
Für meinen Thesenvortrag wählte ich ein aktuelles politisches Thema. Als ich im Sommer 2022 am Auswahlverfahren teilnahm, dauerte der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine seit einigen Monaten an, und die Diskussionen über den Beitrittskandidatenstatus der Ukraine zur Europäischen Union waren hochbrisant.
In meinem Vortrag stellte ich die Frage, ob der Beitritt der Ukraine zur EU wirklich sinnvoll wäre oder ob er nicht eher eine symbolische Geste ohne wirkliche Bedeutung darstellt oder gar zukünftige Hindernisse für die Staatengemeinschaft mit sich bringen könnte.
Vor dem Auswahltag hatte ich Bedenken, ob das Thema zu provokant oder emotional aufgeladen sein könnte. Doch genau das stellte sich als positiv heraus. Die Diskussion in meiner Gruppe war lebhaft und kontrovers, was mich sehr freute.
Es war ein Thema, das in unserer Schule nicht bereits bis zum Überdruss debattiert worden war, und dennoch konnten alle Teilnehmenden eine fundierte Debatte führen, basierend allein auf meinem Vortrag und den aktuellen Zeitungsartikeln.
Für mich ist dies das Wichtigste bei der Auswahl des Themas für den Thesenvortrag: Es sollte innovativ und diskussionsanregend sein, aber gleichzeitig nicht zu komplex.
Was war Dein erster Eindruck von der Bucerius Law School?
Vor meinem ersten Besuch hatte ich einige Bedenken, besonders da die Bucerius eine private Universität ist. Ehrlicherweise hatte ich die klassischen Vorurteile und war mir unsicher, ob ich mich wohl zugehörig fühlen werde. Doch bereits beim Auswahltag und später im Propädeutikum spürte ich die herzliche Atmosphäre auf dem Campus, und meine Bedenken verschwanden sehr schnell.
"Ich hatte Vorurteile und war mir unsicher, ob ich mich wohl zugehörig fühlen werde."
Ich möchte gar nicht abstreiten, dass hier wohl auch die typischen privaten Jurastudierenden zu finden sind, wie man sie sich vorstellt – genauso wie es diese auch damals in Konstanz oder jeder anderen Uni gab. Die meisten Menschen hier sind aber unglaublich freundlich und aufgeschlossen, was es leicht macht, Anschluss zu finden.
Trotzdem fühlte ich mich anfangs etwas eingeschüchtert. Ich zweifle oft an meinen eigenen Fähigkeiten, und die talentierten Persönlichkeiten, mit denen man sich hier umgibt, verstärkten dieses Gefühl. Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die Vergleichsgruppe hier sehr stark ist.
Der Großteil hat ein herausragendes Abitur, ist äußerst gebildet, sozial engagiert und stets für Diskussionen zu haben. Mit der Zeit lernt man aber: die anderen hier kochen auch nur mit Wasser.
Inwieweit spielt es im Studium eine Rolle, dass Du Erstakademiker:in bist?
Im täglichen Studienalltag spielt meine Eigenschaft als Erstakademikerin eigentlich kaum eine Rolle, und mit fortschreitendem Studienverlauf wird es immer unbedeutender. Am Anfang des Studiums war es mir möglicherweise etwas bewusster, da ich mich erst einmal mit dem Universitätskontext vertraut machen musste.
Das begann mit kleinen Dingen wie der Frage, was ein akademisches Viertel oder was der Unterschied zwischen einer Dissertation, einer Promotion und einer Habilitation ist.
Doch mit der Zeit haben sich die Wissenslücken gefüllt, und dank der Unterstützung der Personen an der Uni hatte ich nie das Gefühl, durch meinen familiären Background benachteiligt zu sein. In manchen Alltagssituationen mit Freunden mag manchmal noch die unterschiedliche Herkunft unserer Familien spürbar sein, aber das spielt im Zusammenleben hier überhaupt keine Rolle.
In letzter Zeit beschäftige ich mich jedoch vermehrt mit dem Thema, da ich gerade daran beteiligt bin, eine kleine Netzwerkgruppe für Erstakademiker:innen an der Law School aufzubauen.
Welche Unterstützung erfährst Du durch die Hochschule?
Die Hochschule bietet natürlich generelle Unterstützungsangebote an, von denen alle Studierenden profitieren können. Dazu gehören das große Netzwerk von Alumni, Kanzleien und Partneruniversitäten im Ausland. Als Erstakademikerin empfinde ich jedoch, dass ich besonders von dieser Unterstützung profitiere. Meine Kommiliton:innen, deren Eltern selbst studiert haben - möglicherweise sogar Jura - sind vielleicht nicht so stark darauf angewiesen.
Aber für Fragen, auf die meine Familie keine Antwort hat, weil ihnen die Erfahrung oder das Wissen fehlt, bietet die Hochschule äußerst kompetente Ansprechpartner:innen – sei es für Praktika, Stipendienbewerbungen oder Auslandsaufenthalte.
Mit unserem neuen Präsidenten, der selbst Erstakademiker ist, wächst auch das Bewusstsein der Hochschulleitung für die Bedürfnisse von Erstakademiker:innen, und entsprechend werden spezielle Unterstützungsangebote erweitert. Es gibt beispielsweise ein Mentoring-Programm bereits vor Studienbeginn und organisierte Netzwerktreffen.
Ich habe das Gefühl, dass die Hochschulleitung aufrichtig daran interessiert ist, die Unterstützung für Erstakademiker:innen nachhaltig auszubauen.
Wie balancierst Du im Studium Arbeitspensum und Freizeit?
Die Work-Life-Balance im Jurastudium zu finden, ist eine der größten Herausforderungen, mit der ich immer noch kämpfe. Es gibt immer noch mehr zu lernen, und die schier endlose Stoffmenge macht es nicht einfacher, besonders an der Law School. Die Vielzahl an Veranstaltungen und Zusatzkursen sowie die rund um die Uhr geöffnete Bibliothek ermöglichen es theoretisch, sieben Tage die Woche von morgens bis abends an der Uni zu sein.
"Mit der Zeit lernt man aber: die anderen hier kochen auch nur mit Wasser."
Um diesem Dauerstress entgegenzuwirken, habe ich für mich beschlossen, Uni und Freizeit räumlich zu trennen. Ich lerne ausschließlich in der Bibliothek und nehme mir keine Arbeit mit nach Hause. Zudem sind bewusste Auszeiten außerhalb des Unialltags für mich sehr wichtig.
Ich engagiere mich aktiv in einem Sportverein, was mir eine gewisse Routine gibt und mich dazu zwingt, auch mal eine Pause von der Uni zu machen. Sport ist für mich definitiv der wichtigste Ausgleich und der Verein sorgt dafür, dass ich auch mal aus meiner kleinen Bucerius Bubble herauskomme.
Wie beurteilst Du den Zusammenhalt in der Studierendenschaft?
Der Zusammenhalt unter den Studierenden an der Bucerius Law School ist meiner Meinung nach einzigartig und lässt sich nicht mit anderen Universitäten vergleichen. Sowohl innerhalb eines Jahrgangs als auch zwischen den Jahrgängen besteht eine enge Verbundenheit.
Durch den kleinen Campus und die Vielzahl an studentischen Initiativen und Hochschulgruppen kennt praktisch jeder jeden. Zu nennen sind da selbstverständlich auch die großen Events wie die Champions Trophy, die im Frühjahr ein Highlight für die ganze Uni ist.
Besonders in stressigen Phasen wie Klausuren oder Hausarbeiten spüre ich den Zusammenhalt am deutlichsten. Wir halten gemeinsam durch, motivieren uns gegenseitig und teilen Lernmaterialien wie Zusammenfassungen, Karteikarten und Fallbücher. Bisher habe ich nie das Gefühl gehabt, dass ein Konkurrenzdenken zwischen uns herrscht.
Obwohl wir alle ehrgeizig sind, freuen wir uns aufrichtig über die Erfolge unserer Kommiliton:innen. Nach der Abgabe einer Klausur oder Hausarbeit wird dann gemeinsam auf dem Campus gefeiert, und diese Erlebnisse schweißen uns noch enger zusammen.