Am 15. Mai 2024 eröffnete Prof. Dr. Hermann Pünder die Wanderausstellung der Stiftung 20. Juni 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand „Was konnten sie tun? Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939-1945“ mit einem Vortrag über seinen Großonkel Leo Statz. Prof. Pünder ist seit 2002 Inhaber des Lehrstuhlstuhls für Öffentliches Recht, Verwaltungswissenschaft und Rechtsvergleichung an der Bucerius Law School. An den Vortrag schloss sich ein Podiumsgespräch an, das von Luis Bassanese moderiert wurde. Bassanese ist Student des Jahrgangs 2022 und studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Öffentliches Recht I von Prof. Dr. Jörn Axel Kämmerer. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Studium generale und Persönlichkeitsentwicklung (ZSP) der Bucerius Law School statt.
Die Geschichte von Leo Statz
Leo Statz, kritischer Beobachter des Aufstiegs der Nationalsozialisten, wurde 1898 in Köln geboren und wuchs in Düsseldorf auf. Seit 1927 war Statz Vorstand und Direktor bei der Birresborner Mineralbrunnen AG Düsseldorf und Birresborn.
In seiner Freizeit war Statz engagierter Karnevalist, er verfasste Karnevalslieder und humorvolle Gedichte. Einer der Liedtexte missfiel der NS-Führung besonders: „Duze, duze, duze mich!“ Diese Zeilen wurden als abwertende Anspielung auf Benito Mussolini, den Duce, verstanden.
Leo Statz verweigerte den Hitlergruß und spendete, weil es vorgeschrieben war, regelmäßig, aber nur einen Pfennig an die NSDAP. Als viele andere sich freiwillig gleichschalten ließen, bewahrte er sich seine freie Meinung. „Wir sind doch keine Sklaven“, sagte er. Seine Überzeugung war: „Das Böse wird niemals triumphieren. Wir können diesen Krieg nicht gewinnen. Die Partei wird mit der Niederlage verschwinden.“
Die Offenheit wurde ihm zum Verhängnis, als Hans Wienhusen, ein Prokurist seines Unternehmens, mit der Gestapo paktierte. Auf Wienhusens Denunziation hin wurde Statz im September 1943 inhaftiert. Darauf folgte eine Anklage wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung. Der Volksgerichtshof unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler verurteilte Statz zum Tode. Am 1. November 1943 wurde er hingerichtet. Nach dem Krieg wurde der Denunziant wegen eines „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt.
Statz´ Schicksal als Inspiration
Statz nutzte seine letzten Tage und verfasste unzählige Gedichte, Briefe und Gebete. Dabei leitete ihn sein tiefer Glaube. Sein Schicksal steht heute exemplarisch für die Gefährlichkeit einer couragierten Opposition gegen die Schreckensherrschaft. Eine besondere Lehre zog Großneffe Prof. Pünder aus seinem Leben: Beliebtheit schütze nicht vor Entrechtung, wenn das Unrecht nur stark genug werde. In einer Diktatur heiße Widerstand manchmal auch einfach, nicht mitzumachen, so Pünder.