Forschungsschwerpunkt: Insolvenz und Schiedsverfahren
Die Auswirkungen der Insolvenz einer Partei auf Schiedsverfahren in den verschiedenen Rechtsordnungen gehören seit Langem zu meinen Forschungsschwerpunkten. Der amerikanische Court of Appeal des Second Circuit hat das Verhältnis der beiden Rechtsgebiete und der sie prägenden Prinzipien als ein „conflict of near polar extremes“ bezeichnet.
Auf den ersten Blick scheint die Eröffnung der Insolvenz über das Vermögen einer Partei und das damit verbundene Verfahren zur kollektiven Befriedigung aller Gläubiger die Durchführung von Schiedsverfahren auszuschließen. Dies ist jedoch keineswegs der Fall.
Sowohl im deutschen Recht als auch in vielen ausländischen Rechtsordnungen ist anerkannt, dass der Insolvenzverwalter grundsätzlich an die vom Gemeinschuldner geschlossene Schiedsvereinbarung gebunden ist, sofern nicht insolvenzspezifische Erwägungen die Bindung ausnahmsweise entfallen lassen. So können in Deutschland beispielsweise Streitigkeiten über zur Tabelle angemeldete Forderungen, für die eine Schiedsbindung besteht, vor Schiedsgerichten ausgetragen werden.
Die Frage, in welchem Umfang das auch in anderen Rechtsordnungen gilt, war Gegenstand zweier internationaler Konferenzen im Jahr 2022, die ich gemeinsam mit führenden Insolvenz- und Schiedsrechtlern von der Universität São Paulo und der Universität Hamburg in Hamburg und Brasilien organisiert habe.
Weitere Forschungsthemen und Publikationen
Daneben habe ich auch zu anderen Themen um die Grundfragen der Schiedsgerichtsbarkeit, d. h. zur Rolle und zu den Grenzen der Parteiautonomie im Prozessrecht, geforscht und publiziert.
Einen zweiten Schwerpunkt bildete dabei die Beteiligung staatlicher Parteien an Schiedsverfahren und die damit verbundenen Besonderheiten, insbesondere auch bei der Vollstreckung von Schiedssprüchen. Zu beiden Themen enthält das 2022 erschienene Cambridge Compendium of International Commercial and Investment Arbitration längere Beiträge von mir.
Das gemeinsam mit zwei ausländischen Kollegen herausgegebene dreibändige Werk umfasst 67 Einzelbeiträge namhafter internationaler Autoren aus Wissenschaft und Praxis, welche die Grundkonzepte der Handels- und Investitionsschiedsgerichtsbarkeit erläutern.
Engagement in der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung
Zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung veranstalte ich seit 2022 jährlich ein Doktorandenseminar zur internationalen Streiterledigung, bei dem zuletzt 20 Teilnehmer diverser Hochschulen aus den deutschsprachigen Ländern ihre Arbeiten vorstellten und diskutierten.