Das ist: Hanna - Praktikantin bei der Staatsanwaltschaft Hamburg

Jurastudent:innen der Bucerius Law School absolvieren zwei Praktika um Einblicke in die Rechtspraxis zu erhalten. Hier berichten sie darüber.

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Warum hast Du genau dieses Praktikum gewählt?

Ich konnte mir zu Studienbeginn gut vorstellen, später bei der Staatsanwaltschaft zu arbeiten und wollte auf jeden Fall einmal ein Praktikum dort absolvieren. Als mir dann Studierende aus den höheren Jahrgängen von dem Praktikantenprogramm berichteten, das sie dort durchlaufen haben, war für mich klar, dass ich mich ebenfalls darauf bewerben würde.

Das Praktikantenprogramm ist äußerst vielseitig und besteht aus drei zentralen Elementen. Man läuft grundsätzlich mit einer kleinen Gruppe weiterer Praktikanten bei Staatsanwälten einer Hauptabteilung mit - in meinem Fall war das die Hauptabteilung VII, die verschiedene Sonderabteilungen umfasst.

Gemeinsam mit den Staatsanwälten besucht man Gerichtsverhandlungen und setzt sich im Vorfeld durch Akteneinsicht oder Besprechungen intensiv mit den zu verhandelnden Fällen auseinander. 

Darüber hinaus gab es zu Beginn des Praktikums eine inhaltliche Einführung zu den konkreten Arbeitsbereichen der einzelnen Abteilungen sowie den Unterschieden zwischen Amtsanwaltschaft, Generalstaatsanwaltschaft und der „normalen“ Staatsanwaltschaft.

Für mich waren die Highlights aber die darüber hinausgehenden praktischen Programmpunkte bei Institutionen die auf den ersten Blick nur indirekt mit der Arbeit der Staatsanwaltschaft zusammenhängen, aber wesentlich zur Aufklärung der Fälle beitragen. Beispielsweise durften alle Praktikanten für eine Schicht im Streifendienst der Polizei hospitieren. Außerdem besuchten wir gemeinsam das Institut für Rechtsmedizin am UKE, die Asservatenkammer des Strafjustizgebäudes und das Dezernat für interne Ermittlungen.

 

Was hat Dich während Deines Praktikums besonders beeindruckt?

Mich hat beeindruckt, wie viele Fälle ein einzelner Staatsanwalt gleichzeitig bearbeitet und wie umfassend und koordiniert die relevanten Informationen aus verschiedenen Quellen wie Polizei, Rechtsmedizin oder dem LKA zusammengetragen werden. Besonders spannend fand ich auch, wie unterschiedlich die Fälle und ihre Hintergründe sind und wie viel Detailarbeit in diesen fließt, bevor er vor Gericht kommt.

Was war ungewohnt für Dich, vielleicht sogar blöd?

Ein besonders ungewohnter Moment war eine morgendliche Hausdurchsuchung, bei der ich das LKA begleitete. Dabei ging es darum, Datenträger sicherzustellen, die für Ermittlungen der Abteilung Cybercrime relevant sein könnten. Es war grundsätzlich sehr spannend und ich bin dankbar für diese Erfahrung, aber es war mir auch unangenehm, um 6 Uhr morgens so tief in die Privatsphäre von fremden Menschen einzudringen und ihre persönlichen Dinge zu durchsuchen.

 

Inwiefern hat das Praktikum Deinen Berufswunsch beeinflusst?

Vor dem Praktikum hatte ich bereits den Berufswunsch, Staatsanwältin zu werden. Das Praktikum war wirklich spannend und abwechslungsreich, jedoch bin ich mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob ich mich langfristig täglich mit Strafsachen beschäftigen möchte. 

Einige Fälle sind mir nach dem Praktikum noch lange im Kopf geblieben, und um diesen Beruf dauerhaft auszuüben, müsste ich besser lernen, die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem zu bewältigen. Vielleicht gestaltet sich das in einer anderen Hauptabteilung auch anders. Für meine Strafstation im Referendariat möchte ich auf jeden Fall erneut zur Staatsanwaltschaft gehen.

 

Was würdest Du Studienanfänger:innen raten?

Macht unbedingt das, worauf ihr Lust habt!

Meiner Meinung nach eignet sich ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft besonders gut als Einführungspraktikum. Je nach Abteilung kann man bereits viele Delikte aus der Vorlesung wiedererkennen und die juristische Arbeit der Staatsanwälte nachvollziehen. Zudem ist das Praktikantenprogramm ein riesiges Plus, da man die verschiedenen Berührungspunkte der Staatsanwaltschaft kennenlernen kann. 

Das Angebot gibt es meines Wissens nach im Vertiefungspraktikum so nicht, da der Termin im Sommer nach dem zweiten Studienjahr oft mit dem Beginn des Auslandstrimesters kollidiert. Ich kann jedem, den es grundsätzlich interessiert, nur empfehlen, ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft zu machen.

 

Hanna, vielen Dank für das Interview.

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