Vom Vater zur Juristerei inspiriert
Die Leidenschaft für Jura liegt bei Faust in der Familie. Bereits sein Vater war Richter. Seine Begeisterung für das Fach entwickelte sich in Phasen: „Erst war es ganz toll, dann wollte ich alles machen, bloß das nicht. Später bin ich dann irgendwie dahin zurückgekommen, weil mich die Verbindung aus logischem Denken und Argumentieren gereizt hat.“
Besonders fasziniert Faust die Dynamik des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). „Das BGB ist mehr als 120 Jahre alt und doch sind noch längst nicht alle Fragen geklärt.“ Er ergänzt, dass das deutsche Zivilrecht durch europäische Vorgaben zunehmend geprägt wird und dieses Mehrebenensystem und sein Zusammenspiel äußerst spannend sind.
5 MINUTEN MIT
In der Videoreihe: "5 Minuten mit" stellen wir unsere Professor*innen vor. Was für einen Lehrstuhl haben sie inne und an welchen Schwerpunkten arbeiten Sie? Uns interessiert jedoch genauso sehr, was unsere Professor*innen für Menschen sind. Was steckt hinter dem Lehrstuhl? Was fasziniert sie an der Hochschule und an Hamburg besonders? All das und noch viel mehr beantworten wir in "5 Minuten mit". Hier geht's zu allen Folgen:
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Prägende Erfahrungen in den USA
Ein besonderes Kapitel in Fausts Werdegang war sein Jahr an der University of Michigan. „Dort habe ich das Studieren in kleinen Gruppen und innovative Lehrmethoden kennengelernt“, berichtet er.
Besonders beeindruckt hat ihn ein Verhandlungskurs: „Jede Seite hatte geheime Informationen, die sie bestmöglich in der Verhandlung einsetzen musste. Das fand ich unheimlich spannend.“ Zudem schätzt er den engen Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden, den er in den USA kennengelernt hat und von dort für seine Lehre mitgenommen hat.
Die Freiheit der Wissenschaft – und ihre Herausforderungen
An seiner Arbeit liebt Faust besonders die Vielfalt, Freiheit und Abwechslung: „Ich kann mir in Grenzen selbst aussuchen, was ich mache. Jeder Tag ist anders: mal sitze ich am Schreibtisch und forsche, mal stehe ich im Hörsaal und mal sitze ich in Gremien.“
Doch es gibt auch Herausforderungen, die Faust immer wieder beschäftigen. Jede Studierendengeneration bringt ähnliche Fragen und Anliegen mit – oft solche, die bereits mehrfach diskutiert wurden. Das kann mit der Zeit nervig sein, gehört für ihn aber zum akademischen Alltag.
Gleichzeitig ist ihm bewusst, wie wichtig es ist, dass Studierende ihre Fragen stellen und Antworten einfordern dürfen. „Ich versuche, mich immer neu darauf einzulassen und zu überlegen, ob wir unsere bisherigen Antworten vielleicht doch überdenken sollten.“, sagt Faust.
Studierende als Inspirationsquelle
Für Faust ist die Arbeit mit Studierenden mehr als nur Lehre – sie ist eine ständige Quelle neuer Anregungen: „Es ist jedes Mal wieder spannend, im Hörsaal zu stehen und die Dinge immer wieder neu zu erklären. Die Studierenden stellen Fragen, die mich herausfordern und oft dazu bringen, mich noch einmal tiefer mit einem Thema zu beschäftigen.“
Manche dieser Fragen kann er nicht sofort beantworten. Dann setzt er sich an seinen Schreibtisch, denkt nach, recherchiert in der Literatur – und gewinnt daraus wertvolle Impulse für seine eigene Forschungsarbeit.
Hamburg und die Bucerius Law School: Mehr als ein Arbeitsplatz
Neben der akademischen Welt verbindet Faust mit Hamburg auch ganz persönliche Erinnerungen: „Ich habe hier an der Bucerius Law School meine Frau kennengelernt. Das ist also eine ganz besondere Verbindung“, sagt er und lächelt.